Der braune Mob hat mittlerweile auch die deutsche Politik aufgerüttelt. Als «ekelerregend» brandmarkte Bundeskanzlerin Angela Merkel die Bilder, wie Flüchtlinge im sächsischen Heidenau von der Polizei beschützt werden. Vizekanzler Siegmar Gabriel bezeichnete die Rechtsradikalen als «Pack».
Einzelne Neonazis haben schon das Gefühl, dass sie kurz vor der Revolution oder dem Bürgerkrieg stehen, auf den sie jetzt seit Jahren hinarbeiten.
Dennoch sei das zuwenig, klagt Felix Benneckenstein in einem Interview mit dem ZDF. Der heutige Vorsitzende der Aussteigerhilfe München war bis 2011 aktives Mitglied der deutschen Neonazi-Szene. «Die Signale aus der Politik kommen jeweils nur nach Vorfällen», sagt Benneckenstein. Er fordert griffigere Gesetze gegen Rechtsextremismus. Dazu gehöre auch ein Verbot der NPD.
Die aktuelle Situation mache ihm Angst, sagt der ehemalige Neonazi. Einzelne seiner einstigen Gesinnungsgenossen hätten das Gefühl, kurz vor der Revolution oder dem Bürgerkrieg zu stehen, auf den sie seit Jahren hinarbeiteten.
Gleichzeitig würde die Szene durch mangelndes Durchgreifen und viel zu wenige Festnahmen bei Ausschreitungen geradezu ermutigt, klagt Benneckenstein: «Viele Polizeieinheiten schienen die Neonazi-Szene nicht ernst zu nehmen.»
Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte in Deutschland 2015
24. August | Im brandenburgischen Nauen bei Berlin brennt in der Nacht eine Sporthalle nieder, in der Asylbewerber hätten untergebracht werden sollen. Die Polizei geht nach ersten Erkenntnissen von Brandstiftung aus. |
22. August | Zum wiederholten Mal demonstrieren im säschsischen Heidenau Hunderte gegen die Aufnahme von Asylbewerbern. In den folgenden Tagen kommt es zu Gewalt gegen die Polizei, Duzende Beamte werden verletzt. |
21. August | In der Nacht schleudern in Berlin mehrere Angreifer Brandsätze gegen eine neue Asylunterkunft. In der selben Nacht brennt es in einem Flüchtlingsheim im oberpfälzischen Neustadt an der Waldnaab. |
26. Juli | In Dresden gehen in einem Flüchtlingsheim nach Steinwürfen Scheiben zu Bruch. In Brandenburg/Havel entgeht eine Flüchtlingsfamilie nur knapp einem Brandanschlag auf ihre Wohnung. |
19. Juli | Jugendliche werfen bei einer Flüchtlingsunterkunft in Sachsen-Anhalt Steine auf Rotkreuz-Helfer. Eine 20-jährige Helferin wird leicht verletzt. |
18. Juli | In der Nacht geht in Remchingen (Baden-Württemberg) ein leerstehendes früheres Vereinsheim in Flammen auf, in das Flüchtlinge einziehen sollten. |
16. Juli | Im oberbayerischen Reichertshofen legen in der Nacht Unbekannte Feuer an zwei Eingängen eines Gebäudekomplexes. Im September sollten 67 Asylbewerber einziehen. |
Mitte Juli | Gleich an mehreren Tagen wird auf ein Flüchtlingsheim in Böhlen bei Leibzig geschossen. Teile der Fassadenverglasung und eine Fensterscheibe gehen zu Bruch. |
1. Juli | In der Nacht wird eine geplante Flüchtlingsunterkunft im hessischen Mengerskirchen mit Schweineköpfen, Innereien und Schmierereien verschmiert. |
28. Juni | Im sächsischen Meissen verüben Unbekannte in der Nacht einen Brandanschlag auf eine noch leere Unterkunft. Am Tag darauf bricht in Lübeck in einem Rohbau für ein Asylbewerberheim Feuer aus. |
Juni | Über Wochen kommt es im sächsischen Freital zu Neonazi-Aufmärschen gegen Asylbewerber, selbsternannte Bürgerwehren machen Stimmung gegen eine Unterkunft. Die Lage eskaliert, als wiederholt Gegendemonstranten attackiert werden. |
6. Mai | In Limburgerhof im Bundesland Rheinland-Pfalz zünden in der Nacht Unbekannte eine noch im Bau befindliche Flüchtlingsunterkunft an. |
4. April | Noch in der Nacht wird in einer fast fertigen Flüchtlingsunterkunft in Tröglitz in Sachsen-Anhalt Feuer gelegt. |
9. Februar | In Escheburg bei Hamburg wird eine Flüchtlingsunterkunft durch einen Brand unbewohnbar. |